Klaus W. Eisenlohr/Johann Zeitler

Lichtenberger Stadtplätze – eine Zueignung

Öffentliche Plätze sind die Herzen der Stadtquartiere. Während ihres einwöchigen Aufenthaltes in den Lichtenberg  Studios haben die Künstler Klaus W. Eisenlohr und Johann Zeitler 8 sehr unterschiedliche urbane Stadtplätze im Bezirk Lichtenberg-Hohenschönhausen ausfindig gemacht und jeweils mit einer Stop-Motion-Einstellung aufgenommen. Die „Kamerafahrt“ geht jeweils von einer Bank aus und dann über den ganzen Platz. Mit einer Aktion am Tuchollaplatz sollten diese Plätze alle auf erfahrbare Weise „virtuell“ verbunden werden, was aber aufgrund der Wetterlage nicht realisierbar war. Stattdessen begingen die Künstler einen „Bankraub“ auf dem Tuchollaplatz und brachten die Bank (Bankräuber bedienen sich oft des Begriffes „ausgeliehen“) für einen Tag in ihre Ausstellung. Die Bank wird zum Referenzobjekt auf einer Kartierung von Lichtenberg-Hohenschönhausen, auf der die besuchten Plätze eingezeichnet waren, und in Form kleiner Monitore wurden die Portraits der 8 Plätze auf der Karte präsent.

 

 

In der Woche suchten wir acht Orte auf, die wir vorher ausgekundschaftet hatten.

Eine moderne Bank aus Stein am Wasserturm im neuerbauten Viertel an der Rummelsdorfer Bucht, aus einem ehemaligen Gefängnisareal entstanden, bildete den Anfang.  Trotz des herrlich-heißen Sommertags kein Mensch, die Anwohner zieht es wohl mehr ans Wasser.

Der Anton-Saefkow-Platz ist eigentlich ein ganz gewöhnlicher Ort, langgezogen und es war brüllend heiß; Schritt für Schritt entfernten wir uns von dem Wasserspiel, indem Kinder sich tummelten und ihre wahre Freude hatten am Plantschen. Trotz der Hitze viele Menschen.

In der Dathepromenade am Tierpark gab es futuristische Gebäude, Parkbänke, die für Graffiti untauglich sind und erstmals einen gemäßigten Regen.

Der Platz am Dolgensee-Center, ein sehr abseits gelegener Platz, erfuhr dagegen einen heftigen Platzregen, sehr stark, sehr laut, sehr nass, und bescherte uns wunderbare Aufnahmen.

Die kleine Anlage hinter dem S-Bahnhof Frankfurter Tor, Möllendorffstr. mit einem Brunnen und einer Skulptur, die einen Fisch in die Höhe hält, machte eine eigenwillige Spirale möglich, die zur Straße hin auslief. Was merkwürdig war: wir fragten niemand und es regte sich auch niemand auf.

Als wir die Oase, ein Ensemble an roten Kiosken, an der Gehrenseestraße, Ecke Wartenberg-Straße betraten, empfing uns gleich ein charmantes Wohlwollen mit einem energisch wedelnden Zeigefinger: Keine Aufnahmen hier!

Wir erklärten, wir wären NICHT vom Fernsehen. Schließlich sprach Klaus mit dem Wirt dieses Kioskes, schließlich konnte sogar aufgenommen werden. Ein sehr seltsamer Platz, hauptsächlich ein Verkehrsknotenpunkt und doch wie im Dorf, alle kannten sich untereinander.

Der Platz vor dem Theater in Karlshorst war quicklebendig. In der Mitte eine geometrische Ansammlung von Bäumen, Drumherum Parkbänke, und auf dem Platz waren viele Eltern mit ihren Kindern. Wieder wundern wir uns, dass wir nicht mal böse Blicke erhalten, beim großen Bogen über den Platz.

In der Nähe der Zingster Straße gibt es einen kleinen, hauptsächlich von der Gastronomie umsäumten Ort, der zu verschiedenen Tageszeiten unterschiedlich frequentiert wird, gleich hinter einer Passage. Einige Gespräche waren nötig, schließlich willigten alle ein, wenn es denn sein muss, auf der Bildfolge vertreten zu sein.

November, 2011