Jessica Müller, Tanneh Gattinger und Yasmine Sophie Adam

Wir haben im Rahmen eines einwöchigen Workshops in den Lichtenbergstudios zwei künstlerische Projekte im öffentlichen Raum realisiert. Im Zeitraum vom 23.09. -27.09. lernten wir den Bezirk Lichtenberg sowie verschiedene Arbeiten von Uwe Jonas und Ella Ziegler kennen.

Am Nöldnerplatz fiel uns ein alter Kaugummiautomat auf, welcher seine besten Zeiten bereits hinter sich gelassen hatte und nun als Mülleimer diente. Relativ schnell entschieden wir uns dafür, dem alten Kaugummiautomaten einen „neuen Anstrich“ zu verleihen. Die Dreiteilung der Fenster als Triptychon und der schaufensterartige Charakter des Kastens brachten uns auf die Idee, den Innenraum als Ausstellungsfläche zu nutzen. Dafür musste der Automat natürlich erstmal vorsichtig entmüllt werden.

Das Ergebnis ist ein mit goldenem Papier verkleideter Innenraum mit einer waagerecht eingezogenen Platte, auf welcher drei verschiedene Objekte präsentiert werden. Die darunterliegenden Löcher sind ebenfalls mit Gold verkleidet. Im linken Fenster sitzt eine asiatische Anlock-Katze, die mit Hilfe von Bewegung die Aufmerksamkeit der Passanten auf den Automaten lenkt. Hier wird das Gold der Verkleidung wieder aufgegriffen. Zentral ist ein großer Lutscher – umgeben von einigen Bonbons – platziert worden. Dieser verweist auf die ursprüngliche Funktion des Kaugummiautomaten. Rechts daneben steht ein brennendes rotes Grablicht. Vielleicht denken Rezipienten an ein ironisches Trauern um einen alten ehemaligen Automaten oder es erinnert sie an ein altarähnliches Arrangement. Zu gerne hätten wir gewusst, was in den Köpfen der Passanten vor sich ging, als sie unsere Arbeit zufällig im Vorbeigehen entdeckten. Einige blieben kurz stehen, wunderten sich oder schmunzelten.

Die Idee für das zweite unserer Projekte entstand beim gemeinsamen Schlendern durch die Hochhaussiedlung an der Schulze-Boysen-Straße. Hier stolperten wir wortwörtlich über eine Wurzel. Diese nicht gerade kleine Wurzel hatte sich ihren Weg über die betonierten Rasenkanten gebahnt. Ins Auge stieß sie uns zum einen durch die Durchbrechung der gradlinigen Beete und zum anderen bildete sie eine deutliche Stolperfalle für alle Passanten. Aus diesem Grund entschieden wir uns ähnlich spontan wie bereits beim ersten Projekt diesen gegebenen Gegenstand zu verändern. Wir beschlossen die Wurzel durch eine Art Beleuchtung hervorzuheben. Da wir aus Gründen des Umweltschutzes keine elektronischen Leuchtmittel verwenden wollten, sprühten wir das Objekt in fluoreszierender Farbe an.

Das Ergebnis ist eine Wurzel, die bei Tageslicht einen merkwürdigen grün-weißlichen Schimmer besitzt. Bei Einbruch der Dunkelheit verwandelt sie sich in ein neongrün leuchtendes Objekt, das zum Stehenbleiben einlädt. Intentional wollten wir durch das Aufgreifen der vorhandenen Wurzel eine Intervention im öffentlichen Raum vornehmen, die einen kurzen Moment der Irritation erzeugt sowie die alltägliche Sehroutine der dort wohnenden Menschen stört. Es sollte ein Moment der Aufmerksamkeit entstehen, der im Zusammenspiel mit natürlicher Energieaufnahme durch Sonnenlicht einen Übergang vom Natürlichen ins Unnatürliche ebnet. Das Naturmaterial Wurzel wurde in diesem Sinne manipuliert, um eine unspezifisch – konträre und somit künstliche Lichtirritation herbeizuführen. Auch bei diesem Projekt konnten wir einige verwunderte Blicke erhaschen.

Februar, 2020