Kai Richter 2019

Als Stipendiat des Lichtenberg Studios bringe ich zunächst meine künstlerischen Regeln und Erfahrungen mit. Wie diese auf den Stadtteil Lichtenberg anwenden? Es war immer meine Motivation, aus der visuellen Welt Gedanken und Einsichten herauszuholen, die ich vorher nicht denken konnte. Die nicht über Sprache oder Zahlen erfahrbar sind. So wie ich normalerweise einem Ausstellungsort begegne, bin ich Lichtenberg begegnet.

Zunächst habe ich den Stadtteil als Raum begriffen. Zu Fuß und mit dem Fahrrad. Eine Reihe von Baustellen waren nicht zu übersehen. Architektonische Begebenheiten, neu oder alt gewachsen. Ein ungewohnter Steinbruch. Gegenstände verteilt im Raum. Zum Teil geeignet, das allermeiste ungeeignet. Alltagsmaterial, gesehene Gegenstände. Wie weit reichen die Gegenstände, um ausgestellt zu werden?

Es hat sich herauskristallisiert, dass einige Betongüsse möglich waren. Güsse die nur in Lichtenberg zu ihrer Form finden, im Stadtteil selbst. Direkt vor Ort, draußen. So wie der Stadtteil sichtbar zwischen alt und neu schwankt, halten die Güsse momentan definierte Situationen fest, sie werden sich verändern. Momentaufnahmen.

Einige Bleche konnte ich finden. Vergessene Teile, der Witterung und der Zeit ausgesetzt. Nicht bis wenig beachtet, aber dennoch da. Vor Ort. Vergessener Schrott, vergessene Funktionen? Möglichkeiten. Oder durch die Veränderung des Kontextes doch ausstellungstauglich? Eine Geschichte über sich erzählend. Für einen langen Zeitraum haben sie sich in Lichtenberg aufgehalten und ihre Funktion längst aufgegeben.

Februar, 2020