Schon ein Jahr Corona. Ich freue mich auf vier Wochen Lichtenberg, andere Wege gehen, andere Gedanken denken. Durch unspektakuläre Gegenden streune ich eh gerne. Zunächst interessieren mich die äußeren Ränder Lichtenbergs.
Anfang März ist es sehr kalt. In einem Garten in Falkenberg wippt ein Mann mit baumelnden Armen vor einer Frau auf den Füßen. Als ich in einiger Entfernung mit dem Fahrrad vorbeifahre krümmt er die Arme und imitiert das Flappen der Ohrenklappen meiner Fellmütze im Wind. Ich winke und freue mich über diese lustigste Begegnung an diesem Tag.
Bei meiner Suche nach einem geeigneten Material stoße ich nach vielen erfolglosen Anläufen auf die Druckerei Oktoberdruck und bekomme durch einen glücklichen Zufall ein anderes Material, ein ganzes Konvolut an aussortierten Folien geschenkt. Besser als ich es mir hätte wünschen können.
Die Vorstellung ist immer das, was man schon kennt.
Der Sinn ist die Diskrepanz zwischen Realität und Vorstellung.
Immer wieder komme ich in Alt-Höhenschönhausen an den leeren Plattenbauten zwischen Wartenberger, Haupt- und Wollenberger Straße vorbei. Das Wohnquartier, in dem Vertragsarbeiter aus Vietnam, Mosambik und Angola lebten, entstand Anfang der 1980er-Jahre. 1994 wurden die Häuser „leergezogen“. Seitdem ist diese Siedlung eine Stadtbrache.
Abends fällt das Licht wunderbar und fast waagerecht auf das warme Graubraun der westlichen Baukörper.
Das Banner POLITICAL WELLNESS hängt links mittig an der Fassade und ist von der gegenüberliegenden Kreuzung gut zu sehen.