Antonia Wetzel

Pandemiebedingt die erste „Spaziergangslectur“ mit Antonia Wetzel

Wie lässt sich Zerbrechlichkeit zelebrieren, ohne Angst zerdrückt zu werden? Mit Widerhaken.

Wie lässt es sich in den Straßen gut nackt sein und dabei gay? Mit Grünstoff.

Pack Chlorophyll auf die Lederhaut, zieh dir goldene Haken drüber und geh’ Brötchen holen.

Wie lässt es sich gut nackt sein, ohne Angst berührt zu werden? Geh in den Dungeon und sag oft nein.

Oder zieh dir Grünzeug an und geh’ zum Bäcker.

Wie lässt es sich gut gay sein? Na, immer.

Reib dir den Hintern, zieh Stacheln unter die Haut und geh’ raus ins Leben.

Grün sein, stachelig und frei sein.

Reib dich an Bäumen und Gestalten und frag nach Zustimmung.

Reiß die Blumen aus der Wiese und setz sie dir auf die Brust. Steh am Waldrand und warte, dass die Bäume dich peitschen.

Wie lässt es sich gut leben? Mit Zustimmung. Oder ohne. Im Zweifelsfall nein.

Reib dich, zeig dich, schmeiß dich,

erst einmal immer mitten hinein.

Juni, 2021