Lichtenberg Impressionen
Als gebürtiger Pariser war ich beeindruckt vom Gigantismus Berlins und der Art und Weise, wie sich die un-konditionierte Vegetation in diese rohe und geordnete Architektur einfügt – eine Allianz von Ordnung und Anarchie, die überraschenderweise perfekt ko-existiert. Ich war auch beeindruckt von den faden Farben der Fassaden, der Dichte der Denkmäler, der Opulenz der Graffiti, den Massenplakatierungen und all den exotischen Tönen, die sich mir boten. Auf meinen Spaziergängen sammelte ich zu Boden gefallene, auf Platten kaschierte Werbeplakate und machte mich im großen Atelier der Lichtenberg Studios an die Arbeit.
Die erste Inspiration für mein Projekt in Lichtenberg war das Ensemble der Seerosenbilder von Claude Monet wegen des immersiven Charakters dieser impressionistischen 360-Grad-Landschaft. Ich wollte bestimmte Farben und Kontraste, die man an den Berliner Fassaden sieht, in die Malerei übersetzen. Mit einem Gefühl von Fremdheit oder Exotismus behaftet, das man hat, wenn man ein Land, eine Sprache oder andere Bräuche entdeckt, habe ich mich dazu entschieden, mich von meinen Malgewohnheiten zu trennen und nicht direkt auf den Träger zu malen oder zu zeichnen, sondern Transfers durchzuführen, indem ich frisch auf ein Blatt aufgetragene Farbe zunächst auf Plakate und dann auf wiederum auf Papier druckte. Durch sukzessives Schichten verschiedener Farben erhielt ich die spezifischen Nuancen von verwaschenen, schmutzigen und fremden Farben, so wie Noten einer neuen Tonleiter.
Mit diesem neuen Arbeitsprozess erschließt sich mir der Begriff des Impressionismus auf neue Weise und in verschiedenen Bedeutungen. Einen Eindruck (impression) von Farben in die Malerei zu übersetzen und dies durch Drucke (impression). Diese verschiedenen rechteckigen Stücke modulierter Flächen verbinde ich schließlich zu einer horizontalen Montage / Collage – eine architektonische Landschaft nach dem Bild meiner Gefühle komponierend.