Rakshita Mittal

Diese Fotoserie ist den Menschen in Lichtenberg gewidmet, die miterlebt haben, wie sich die kulturelle Geografie des Bezirks im Laufe der Jahrzehnte verändert und weiterentwickelt hat, insbesondere durch die wechselnden politischen Systeme in Deutschland. Die Geschichte Ostdeutschlands, die von der DDR bis zum Fall der Mauer und dem Übergang zur Demokratie durch die Wiedervereinigung reichte, besteht aus kleinen Geschichten, die manchmal nicht die Zeit und den Raum fanden, geteilt und erinnert zu werden. Wenn sich das eigene Land und das System, wie man es kennt, über Nacht ändert, welche Teile davon lässt man dann zurück und was hält man fest? Hält man es überhaupt für nötig, darüber zu sprechen? Noch wichtiger ist, wie findet und schafft man um sich herum Räume der Stärke und Freiheit?

Als Künstlerin, die in einem Bezirk wie Lichtenberg mit einer intensiven soziopolitischen Geschichte nach Geschichten sucht, war mein Weg zum Verständnis der Gegenwart das Erforschen der komplexen Vergangenheit durch Gespräche, Austausch und das Knüpfen von Verbindungen mit den Menschen, vor allem mit denen, die hier seit der DDR-Zeit aufgewachsen sind. Die Mauer ist seit mehr Jahren gefallen als sie stand – umso wichtiger ist es, diese Geschichten jetzt aufzuzeichnen, solange sich die Generationen, die diese Erfahrungen gemacht haben, noch daran erinnern und darüber sprechen können. Die Nichtlinearität von Erzählungen und mündlichen Überlieferungen ist es, die mich dazu bringt, die persönlichen Geschichten von Menschen zu dokumentieren. Die Geschichte mag uns eine Perspektive geben, aber diese Geschichten von Macht und Beharrlichkeit machen die Geschichte nuanciert und schaffen Raum für gemeinsame Verbindungen und tolerante Dialoge.

November, 2021