Die Haut der Stadt
Ich kam nach Lichtenberg, um herauszufinden, wie es ist, in Berlin zu leben, nachdem ich vor Jahren ins Ausland gezogen bin. Geboren und aufgewachsen in Deutschland, habe ich mehr als die Hälfte meines Lebens nicht hier gelebt und habe Berlin nur einmal besucht. In Lichtenberg probierte ich gleichzeitig eine alte und eine neue Identität aus, die mir auf seltsame Weise vertraut und doch nicht mehr vertraut ist. Ich dachte über die Spannung nach, ich selbst zu sein und gleichzeitig dazuzugehören. Ich fragte mich, woher das Gefühl von Verbunden- oder Fremdheit kam.
Ich habe diese Themen durch meine Arbeit mit Textilien erforscht und habe verschiedenen Techniken angewandt, um Bilder von Oberflächen abzuheben. In diesem Fall entschied ich mich, im Bezirk mit Frottage zu arbeiten, indem ich verschiedene Oberflächen mit Graphit bearbeitete und abrieb.
Ich suchte nach Orten, die sich scheinbar in einem Prozess der Verwandlung befinden. Räume, die ich – wenn auch nur kurz – für mich in Anspruch nehmen konnte, da sie in ihrer Funktion nicht vollständig definiert waren. Ich fühlte mich zu Orten hingezogen, an denen ich einen Berührungspunkt zwischen natürlichem Chaos und Kultivierung sah. Ort, die so klein sein konnten wie Risse im Bürgersteig, durch die sich Pflanzen drängen. Oder Orte, an denen sich große Siedlungen hinter verschlossenen Toren verbargen.
Außerdem wählte ich Textilien mit Materialeigenschaften aus, die mich an Haut erinnerten und wählte eine dazu passende Farbpalette. Dann begab ich mich auf die Suche nach den richtigen Stellen. Sobald ich erste Häute gesammelt hatte, brachte ich sie zurück ins Atelier und verwandelte sie in neue Wesen. Meine Arbeiten ‘Hide’ und ‘Cover’ erforschen Ideen zur Assimilation. Durch Schichtung und Anordnung der Materialien, durch Verstecken oder Freilegen von Teilen eines Stoffes entstanden Strukturen, die ich ausstellen konnte. Indem ich sie ausdehne und freilege, untersuche ich gleichzeitig einen externen Ort und mich selbst in Beziehung zu ihm. Ich verweise so auf die Tarnung des Körpers und die Draperie in der klassischen Bildhauerei, um die Komplexität und die wechselnden Vorstellungen, die dem Prozess innewohnen, herauszuarbeiten.