Caro Krebietke

Schon vor der Ankunft in den Lichtenberg-Studios sehe ich am Straßenrand ein blaues Banner:

„Miete deine Robbe!“ – Werbung für einen stadtbekannten Autoverleih.

Am Tag darauf besuche ich die Lichtenberger Eisbären im Tierpark. Tonja und ihre vierjährige Tochter Hertha.

„The Seal’s Dread – Horror der Robben,“ nannten Seefahrer in früheren Zeiten die Eisbären.

Als das Packeis noch bis zum Horizont reichte.

Hertha spielt im trüben Wasser mit einer dicken Walze aus Hartschaum. Immer wieder dreht sie ihr Spielzeug, beißt kleine Teile davon ab, taucht drunter durch. Tonja sitzt auf einem künstlichen Felsen am Ufer und beobachtet ihre Tochter.

Eine weiße Plastikeisscholle schaukelt träge im Bassin, algenbewachsen, ein Stückchen Fake-Arktis für die Parkbesucher.

Eisbären sind Fleischfresser, Robbenfresser, zur Not nehmen sie auch Fisch oder alles mögliche, wie Beeren, Honig oder den Inhalt von Mülltonnen.

Eine Robbe mieten – schon ab 3,50 die Stunde, und ringsum der tosende Verkehr, Siegfriedstraße Ecke Herzbergstraße.

Hier haben Robben vier Räder und schön viel Ladefläche.

Lichtenberg, das Robbenparadies, wo das Raubtier eine Kunststoffwalze dreht und in der Sommersonne schwitzt.

August, 2022