Véra Léon und Ella Ziegler, die letztjährigen Teilnehmerinen des Austauschprogramms, zeigen in der Museums-Lounge ab dem 2. Februar 2023 ihre in Berlin und Die entstandenen Arbeiten.
Die Ausstellung gibt bis zum 16. April einen Einblick in das Austauschprogramm Berlin-DIEresidenz.
Seit 2018 besteht eine Kooperation zwischen den Lichtenberg Studios und der DIEresidenz, einem in der Nähe von Die, Frankreich gelegenem Haus, in dem die Kuratorin Conny Becker mit ihrer Familie lebt. Das Haus ist nur 10 Minuten mit dem Fahrrad von Die entfernt und liegt dennoch völlig abgeschieden im “dunklen” Wald. Für die jeweiligen Resident*innen steht eine Einliegerwohnung und ein Atelier zur Verfügung
Véra (&) Léon
Invisible Walls
Im Austausch mit DIEresidenz (Drôme, Frankreich) arbeitet das Duo Véra (&) Léon im Sommer 2022 für drei Wochen in den Lichtenberg Studios. Ihr ursprüngliches Projekt bestand darin, queere Menschen in Lichtenberg zu porträtieren. Ein schwierigeres Ziel als erwartet… ein Problem, das das Duo in ein poetisches Tagebuch über Queerness, den künstlerischen Prozess und gesellschaftliche Repräsentationen verwandelt.
Der Text JOURNAL OF AN IMPOSSIBLE INQUIRY entstand als Echo einer visuellen Erzählung, die die sich ständig verändernde Urbanität von Berlin hinterfragt. Die als Hintergrund verwendeten Fotografien aus dem Archiv des Lichtenberg-Museums bilden eine Parallelwelt zu den mentalen Bildern, die das poetische Tagebuch hervorruft. Dies bewirkt ein Oszillieren zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen sensiblen und politischen Erfahrungen der Stadt.
Die 16 fotografischen Porträts, die eng mit dem poetischen Tagebuchs verwoben sind, beschäftigen sich ebenfalls mit der intimen Beziehung zwischen dem queeren Körper und seiner Umgebung. Diese mit ihren Modellen koproduzierten Bilder hinterfragen die Widersprüche unserer Vorstellungswelt: Natur und Stadtleben, Neugier und Voyeurismus, Andersartigkeit und Identität. (Véra (&) Léon)
Ella Ziegler
Lucent Cracks
Ella Ziegler zeigt ihr Projekt Lucent Cracks, eine Installation poetischer Stoffbanner, die während ihres einmonatigen Aufenthalts bei DIEresidenz in der französischen Provinz entstanden sind. Mit einem konzeptuellen Ansatz arbeitend, antwortet sie auf die sie umgebende, von Bergen geprägte Landschaft mit einigen wenigen Worten, haikuesken Halbsätzen und Geometrien. Die Künstlerin verdichtet Gedanken zur omnipräsenten, geradezu überwältigenden Natur des Diois auf weißem Nessel, der wie die Felsen des Berges Glandasse als eine Projektionsfläche gesehen werden kann, auf der sich Emotionen und Geschichten spiegeln. Ziegler, die in ihrer Arbeit häufig die Beziehung zwischen Körper und Raum verhandelt, verändert die Wahrnehmung des Ausstellungsraums radikal mit ihren großformatigen Werken, die mit ihrer körperlichen Wirkung auf die BerachterInnen wiederum ein Echo zu den Felswänden bilden. (Conny Becker)
„Meine Gedanken in Die drehten sich hauptsächlich um die Wahrnehmung der Landschaft und ihrer physikalischen Phänomene und Bedingungen.
Es ging um das Echo, das Licht, die Felswand als Projektions- und Reflexionsfläche für Sonnenlicht und Schall, die Vorstellung, dass diese Landschaft durch die Bewegung des Wassers, durch Verwerfungen und Faltungen geformt wurde. Umgeben von Bergen fühlte ich mich wie unter Wasser, denn die Berge sind ein landschaftlicher Bezugspunkt in der Höhe. Die Flechten sind wie Korallen, die Felswände wie Riffe und die Versteinerungen wie erstarrte Meerestiere.
In der Wortkombination HORIZON TRANSLUCENT CRACKS oder HORIZON LUCENT CRACKS geht es um Risse in der Horizontlinie. Wenn wir Landschaften betrachten, sehen wir ihre Schönheit, aber wir wissen auch um die drohenden Risse und Sollbruchstellen in der Horizontlinie.“ (Ella Ziegler)