Andrea Palasti, Daniel Popovic 1

Das Schwanzbüschel ist ein charakteristisches Merkmal von Löwen (Panthera leo) und besteht aus einem Fellbüschel an der Schwanzspitze, hinter dem sich oft eine kleine, harte, stachelartige Struktur verbirgt. Das Schwanzbüschel ist einzigartig unter den Großkatzen und dient vermutlich verschiedenen Zwecken, wie zum Beispiel:

● Signalisieren: Löwen können ihre Schwanzbüschel zur visuellen Kommunikation innerhalb ihres Rudels verwenden, insbesondere bei der Jagd oder bei sozialen Interaktionen.
● Zertreten von Insekten: Wie bei anderen Säugetieren kann das Büschel dabei helfen, Fliegen und andere Insekten zu verscheuchen.

Neben seinen praktischen Funktionen für den Löwen ist das Schwanzbüschel auch Ziel der Wilderei und des illegalen Handels mit Wildtieren und wird zu dekorativen oder symbolischen Zwecken verkauft, was ethische Bedenken hinsichtlich der Ausbeutung von Wildtieren aufwirft.

Das berühmteste Schwanzbüschel im Tierpark Berlin gehört zu einem der Löwen des Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmals, das von August Gaul zwischen 1892 und 1897 geschaffen wurde.

„Ursprünglich für das 1889 projektierte und 1897 eingeweihte Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. von Reinhold Begas, seinen Schülern und dem Architekten Gustav Halmhuber geschaffen. Modelliert unter der Leitung von Reinhold Begas von August Gaul und August Kraus. Gegossen in der Gießerei von Walter und Paul Gladenbeck in Friedrichshagen bei Berlin. Im Jahr 1950 wurde sie unter Aufsicht von Hans Füssel im Auftrag der SED demontiert. Bis auf den architektonischen Sockel mit Mosaikverkleidung und einige Reste der Skulpturen (darunter ein Adler von Gallien, der sich heute im Besitz der Stiftung Stadtmuseum Berlin befindet) wurde das Denkmal zerstört.

Die vier Löwenfiguren befinden sich, ihrer Trophäen und Granitsockel beraubt, seit 1963 an ihrem heutigen Standort im Tierpark. In den Gruppen von je zwei Löwen wurde der vordere von August Gaul und der hintere von August Kraus geschaffen. Der ehemalige Tierparkdirektor Heinrich Dathe berichtete ausführlich über die künstlerische Ausgestaltung des Tierparks, insbesondere über die Löwengruppen. In Anlehnung an die damalige Interpretation der kaiserzeitlichen Kunst schrieb er:

„Ein paar Schritte weiter treffen wir auf zwei kolossale Bronzegruppen, über die schon viel geschrieben und noch mehr gesagt wurde. Den Hinweis auf diese Tiere verdanke ich dem Oberbaudirektor Bodo Küttler, einem sehr engagierten Berliner Denkmalpfleger seiner Zeit, dem der Tierpark viel zu verdanken hat. Die vier Löwen standen ursprünglich um den Sockel eines kriegsverherrlichenden Denkmals vor dem Berliner Schloss und waren den vier Himmelsrichtungen zugewandt. Ihre Haltung drückte symbolisch die Haltung der damaligen Regierung gegenüber den Nachbarländern aus. Nach dem Krieg wurde das Denkmal abgebaut, die Löwen wurden zerlegt und ihre Teile im Hof des heutigen Deutschen Historischen Museums [Zeughaus Unter den Linden 1, heute Deutsches Historisches Museum] aufbewahrt. Eine meiner ersten Aktionen war es, die demontierten Figuren in den Park zu bringen, wo sie jahrelang lagen, bis wir einen geeigneten Platz für diese imposanten Figuren fanden [nachdem sie auf Initiative von Hans Füssel vor dem Einschmelzen bewahrt wurden]. Dieser Zeitpunkt war 1963 mit der Eröffnung des Alfred-Brehm-Hauses gekommen. Ursprünglich standen die Tiere auf verschiedenen Kriegsutensilien wie Waffen, Kürbissen, Munitionskörben und Kanonenrohren. All dies wurde entfernt und als wertvolles Material für andere Statuen verwendet. Zunächst wurde die westliche Gruppe aufgestellt, und man stellte fest, dass der Schwanz eines Löwen fehlte.

Wir haben eine neue gegossen. Zweimal wurde er von darauf schaukelnden Kindern abgebrochen, bis wir schließlich einen Stahlstab einsetzten. Es stellte sich übrigens heraus, dass der Schwanz nach dem Krieg nicht als Altmetall verloren gegangen war – Vorkriegsfotos zeigen, dass dieses wichtige Attribut für eine Katze schon damals fehlte. Später stellten wir die östliche Gruppe zusammen. Beide Gruppen flankieren wichtige Zugangswege zum Alfred-Brehm-Haus. Amüsanterweise blieb, als alle Teile montiert waren, eine Pfote übrig. Wir wissen nicht, wo sie hingehört, denn unsere Tiere haben ihre vollen 16 Pfoten. Wir werden sie also für zukünftige Güsse verwenden.“

Dathe zitierte auch eine 1899 erschienene Publikation aus Leipzig, Lebendige Bilder aus dem Tierreich von Zoodirektor Ludwig Heck, der sich zu den vier Löwen aus dem Kaiser-Wilhelm-I.-Nationaldenkmal äußerte:

„Unser ‚Denkmallöwe‘ wurde aus der Delagoa-Bucht importiert (…) Unser Transvaal-Löwe war ein sehr großes und kräftiges, dabei aber schlankes und elegantes Tier, nicht zu stark gemähnt und frei von Schulterflecken. Aus diesem Grund war er der Liebling der Bildhauer, und ein Modellierblock fehlte selten vor seinem Käfig. So ist er als Modell für die vier Löwen des Kaiser-Wilhelm-Denkmals von Begas unsterblich geworden. Gaul und Kraus schufen hier meiner Meinung nach die schönsten Löwen, die bis heute geschaffen wurden.“

Schon Dathe kritisierte, dass die seiner Meinung nach künstlerisch wertvollsten Bronzeskulpturen des Tierparks trotz Verbotsschildern und zur Abschreckung gepflanzten Dornensträuchern immer wieder von Besuchern bestiegen werden und dadurch immer wieder Schäden entstehen. Der Zustand der Skulpturen, insbesondere der Ostgruppe, ist dementsprechend schlecht.


Quelle:
Kuhn, Jörg. „Löwen-Gruppe II“ Bildhauerei in Berlin (BiB), an information platform for sculptural and artistic works in Berlin; https://bildhauerei-in-berlin.de/bildwerk/loewen-gruppe-i-4771/. Accessed January 3, 2025.

Juli, 2025