Im Mai dieses Jahres verbrachte ich einen Monat in den Lichtenberg Studios. Ursprünglich wollte ich die Beziehung zwischen der im Bezirk vorhandenen Pflanzenwelt mit dem städtischen Raum über das Medium der Fotografie erforschen. Als ich jedoch das Lichtenberg-Museum entdeckte, das sich direkt unter dem Wohnstudio befindet, begann ich schließlich, mit den Archivfotografien des Museums zu arbeiten. Dieses erzählt die Geschichte des Bezirks und zeigt unter anderem eine Dokumentation über die industrielle Entwicklung Lichtenbergs mit zahlreichen Fotografien von Fabriken, Firmensitzen und Arbeitervierteln. In einem Teil dieser Fotografien scheint sich das Leben zurückgezogen zu haben – die Straßen und Industrieanlagen sind verlassen, bis auf die Präsenz der Pflanzenwelt, die weiterhin mit der Architektur zusammenlebt.
Ich fand Reproduktionen dieser Fotografien und begann mit einer Collage- und Montagearbeit in Form eines langen, gefalteten Leporellos. Ich bearbeitete diese Bilder, indem ich sie abschliff und dann bestimmte Teile verdeckte. Es schien mir, dass diese Dokumente durch diese einfachen Gesten der Subtraktion und des Abdeckens eine andere Dimension erhielten: Ein Off der Bilder kam hinzu und bewohnte sie. Eine Art „Versteck“ wird in das jeweilige Bild gegraben, in dem der Fotograf hätte stehen können, als er die Aufnahme machte, und vermittelt das Gefühl eines Blicks und eines Körpers, die das Bild bewohnen und durch die sich die Wahrnehmung öffnet.
Die Residenz in Lichtenberg ermöglichte es mir auch, zum ersten Mal mit Keramik zu arbeiten. Als ich mich mit der Architektur des Viertels auseinandersetzte, hatte ich Lust, mit Ton und Abdruckverfahren zu arbeiten, um auf andere Weise mit den Materialien und Werkstoffen, die mich umgaben, in Dialog zu treten. Ich machte Abformungen von bestimmten Materialien: Steine, Rinde, Baumaterialien, die ich bei meinen Spaziergängen gefunden hatte. Dann begann ich, sie nebeneinander zu stellen und organischere Formen von Falten, Reliefs und Knittern hinzuzufügen, wobei ich organische, mineralische und pflanzliche Materialien sowie Baumaterialien miteinander vermischte. Dieses Ensemble aus einer Vielzahl von kleinen Keramiken, taktilen Spuren einer Umgebung ist noch in Arbeit und wird in einer ersten Variante als Installation bei DIEresidenz in Frankreich zu sehen sein.







