LECTURE

LECTURE

am Donnerstag, 14. März 2024 um 19 Uhr findet in den Lichtenberg Studios eine Lecture mit Aymeric Hainaux statt.

Aymeric Hainaux ist der diesjährige Gastkünstler der Kooperation mit der DIEresidenz aus Frankreich.

Beatboxer, Comicautor, bildender Künstler und Dichter – Aymeric Hainaux ist ein „Gesamtkünstler“. Hainaux geht gerne und viel spazieren: Er beobachtet die Erde und seine natürliche Umgebung in einem poetischen Kontext. Seine ersten künstlerischen Erfolge feierte der unabhängige Künstler, als er Werke wie Melancholia im Selbstverlag veröffentlichte und eine fast sieben Jahre dauernde Tournee mit Performances per Anhalter auf drei Kontinenten initiierte. Er ist Gründer der Gruppe Cantenac Dagar und drückt sich seit zwanzig Jahren durch eine sehr persönliche Beatbox-Praxis aus.

Als Bildender Künstler realisiert Hainaux zum einen Land-Art-Skulpturen oder Installationen, zum anderen schafft er äußerst präzise abstrakte Zeichnungen.

März, 2024

India Roper-Evans

India Roper-Evans

Auf der Suche nach Jugendstilbauten in Lichtenberg bin ich auf das Stadtbad Lichtenberg gestoßen. Auf dem Weg nach Berlin machte ich einen Zwischenstopp in Riga, Lettland. Die Stadt ist berühmt für ihre Jugendstilarchitektur und ihr Jugendstilmuseum. Ich hatte sieben Stunden Aufenthalt in Riga und verbrachte die meiste Zeit damit, durch die Straßen zu schlendern und

diese schönen Schmuckstücke und Fassaden zu entdecken. Als ich das Jugendstilmuseum in Riga betrat, fand ich ein Fotostudio mit passenden Kostümen und Hüten vor, in dem ich für Porträts posieren konnte. Damit waren Voraussetzungen geschaffen, um im Ostberliner Bezirk Lichtenberg Jugendstilbauten zu erkunden.

Das Stadtbad wurde 1919 erbaut, konnte aber wegen baulicher Mängel und bürokratischer Hürden erst 1928 eröffnet werden. Es war das erste öffentliche Bad in Berlin nach dem Ersten Weltkrieg. Im Zweiten Weltkrieg wurde es schwer bombardiert, wobei ein Großteil der Scheiben zu Bruch ging. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte die Rote Armee einen Teil des Bades, das ehemalige Frauenbad, als Kartoffellager nutzen, was glücklicherweise von den Mitarbeitenden des Bades verhindert werden konnte.

Durch Kriegsschäden sind viele Pläne und Dokumente des Gebäudes verloren gegangen. Das brachte mich auf die Idee, die fehlende Geschichte zu ergänzen und zu fragen: Was wäre gewesen, wenn …? Was wäre, wenn es der Roten Armee gelungen wäre, das Gebäude in ein Kartoffellager zu verwandeln? Wäre es dann das geblieben, was es heute ist, ein verfallenes, aber vielleicht funktionierendes, öffentliches Bad? Ursprünglich wollte ich einen kurzen Film im Hauptbereich des Schwimmbads drehen, mit Models, die Kartoffelsäcke tragen und mit Kartoffeln in der Hand in die Umkleidekabinen gehen und sie wieder verlassen, eine Anspielung auf Marina Abramovics Bild, auf dem sie Kartoffeln schält. Leider war mir eine Umsetzung vor Ort nicht möglich. Mit viel Glück gelang es mir, die Gänge des Gebäudes zu betreten, allerdings nur mit meiner Handykamera. Die wenigen Bilder, die so entstanden sind, benutzte ich und projizierte sie in den Lichtenberg Studios an die Wand mit mir selbst als Kartoffelsackmodell.

Mai, 2023