Michael Zheng

Am ersten Tag meines Aufenthaltes in den Lichtenberg Studios ging ich im Regen hinaus, um mich etwas umzuschauen. Das Wetter erwies sich jedoch als zu heftig für einen Spaziergang. In einer Bar suchte ich Zuflucht.

Sowie ich eintrat, hörte ich eine aggressive Frauenstimme, die mich auf Deutsch anschrie, wovon ich jedoch kein Wort verstand. Die schreiende Frau gestikulierte zudem wild, wobei sie auf die Tür zeigte. Obschon ich nicht verstand was sie sagte, fühlte ich die Aggression und den Ärger in ihrer Stimme.

Ein Mann, der etwas abseits saß, sagte etwas auf Englisch zu mir. Das mag vielleicht zu unserer Freundschaft geführt haben. Sein Name war Bert und er wohnte in Lichtenberg. Seiner Erklärung entnahm ich, dass die Frau nur versuchte hatte mir zu sagen, dass ich hereinkommen und die Tür schließen solle.

Die tiefe Diskrepanz zwischen dem, was gesagt worden war und wie ich es empfunden und verstanden hatte war schockierend. Es schien sich um ein typisches Missverständnis aufgrund kultureller und sprachlicher Unterschiede zu handeln. Seid diesem Tag suchte ich fast täglich die Bar auf, um Bernd, die Frau (Mandy) und den Rest der Leute zu treffen, die regelmäßig dorthin kamen (Die Bar wurde auf den ersten Blick vor allem von Proletariern besucht, obwohl es angeblich auch ein Versammlungsort der Neonazis war).

Schließlich konnte ich in verschiedenen Neuinszenierungen diese Episode immer wieder aufs Neue nachspielen, zunächst mit Mandy und mir selbst; dann habe ich zwei Schauspieler eingeladen und in einer dritten Version Mandys und meine Rolle vertauscht. Jede Neuinszenierung erzählte auf überraschende Weise eine völlig unterschiedliche Geschichte.

Bernds Version

Neuinzenierung 1

Neuinzenierung 2

Neuinzenierung 3

 

September, 2011