Aktuell – Juni 2012

Veranstaltungen Lichtenberg Studios Juni 2012

3. Juni bis 31. Juli

Ausstellung von Birgit Hölmer „Der falsche Teppich“

im Stasimuseum Berlin Lichtenberg, Ruschestr. 103, Haus 1.

 

Eröffnung am Sonntag, 3. Juni um 14 Uhr

Robert Liebscher von der Gedenksätte Bernauer Strasse hält eine Eröffnungsrede. Der Eintritt ist frei.
„Im Januar hatte ich ein Stipendium in den Lichtenbergstudios. Bei einem Besuch des Stasi-Museum
Berlins in Lichtenberg entdeckte ich politische Bildteppiche der DDR. Die Motive der Teppiche
begeisterten mich. Mir wurde freundlicherweise der Zugang zu den Archiven des Stasimuseums gewährt
und ich konnte alle Teppiche des Bestandes abfotografieren. Diese Fotos nutzte ich für Collagen, welche
die Vorlagen für diese Reihe von Silikon – Bildreliefs wurden. Dabei wird ein Silikonfarbgemisch mittels
Spritzen und Fingern von hinten nach vorne durch einen Gardinenstoff gepresst.
Die Rückseite wird zur Vorderseite. Das Material aus Silikon und Farbe imitiert einerseits die
Teppichstruktur ist aber auch vom Zufall geleitet und nicht so genau steuerbar wie die industriell
hergestellten Teppiche der „DDR-Fabrikation“. Sie sehen aus, wie aus den Fugen geratene Teppiche und
haben eine organische Anmutung. Unregelmäßige lange Silikonfäden hängen an der Vorderseite und
wechseln sich mit kürzeren Reliefstrukturen ab.“ (Birgit Hölmer)

 

7. Juni um 19 Uhr

Türrschmidstr. 24, 4. Stock

 Birgit Hölmer

Vortrag und Diskussion zur künstlerischen Arbeit.
Birgit Hölmer wohnte im Februar in den Lichtenberg Studios, forschte und fand im Stasimuseum Berlin einen Ansatz und eine Herausforderung für Ihre künstlerische Arbeit. Dieser Teil kann in der oben genannten Ausstellung eingehend betrachtet werden, in Ihrem Vortrag stellt Birgit Hölmer nun Ihre Arbeitsweise vor.

„Ähnlich wie ein Teppich-Knüpfer überträgt sie das die gerippeartige Struktur des Motivs auf ein anderes Material, das es ermöglicht, das Motiv – fast wie ein dreidimensionales Objekt – von verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Spannend ist auch die Veränderung der Arbeit, die durch verschiedene Lichteinstrahlung hervorgerufen werden kann. Es ist faszinierend, wie obsessiv sich Birgit Hölmer an einem Motiv oder einem Material, das sie einmal gefunden hat – ich möchte fast sagen – „abarbeitet“. So hat sie in früheren Arbeiten zum Beispiel über einen längeren Zeitraum das Material Seife auf ganz verschiedene Weise bearbeitet.

Wenn Birgit Hölmer auch einige Jahre in Bielefeld am Teutoburger Wald lebte, so hat sie nicht während dieser Zeit das Waldmotiv für ihre Arbeit entdeckt, wie man vielleicht denken würde, sondern sie hat erst in Berlin dazu gefunden. Zwar mag auch die Sehnsucht zur Natur sie dazu bewegt haben, sich in den Wald zu begeben, aber wir können das Waldmotiv auch als Psychogramm unserer Gesellschaft lesen – ganz in der Tradition der romantischen Landschaftsdarstellung eines Caspar David Friedrich. Als eine „mentale Landschaft“ steht der Wald bei Hölmer für Einsamkeit und Hilflosigkeit gegenüber unübersichtlichen Strukturen. Gerade in einer Metropole wie Berlin zählen Einsamkeit und Verwirrung zur grundlegende Alltagserfahrung.“ (Friederike Fast, 2011)

 

Mai, 2012