Chris Costan


Während Farben in meiner Kunst schon immer eine große Rolle spielen, habe ich auch seit Jahren ein starkes Interesse daran, in meinen Zeichnungen und Arbeiten auf Papier mit den „Farben der Haut“ zu arbeiten.

Um neben der Kunst meinen Lebensunterhalt zu verdienen, habe ich in meinem Leben hauptsächlich in zwei Jobs gearbeitet. In dem einen war ich Leitende Coloristin in der Zeichentrickabteilung des Fernsehsenders MTV und als solche sowohl für den Kinofilm „Beavis und Butthead machen’s in Amerika“ („Beavis and Butthead do America“) als auch für die Fernsehserie „Daria“ verantwortlich. Besonders interessierten mich dabei die Farben, die wir für die Haut der unterschiedlichen Figuren verwendeten, um deren Herkunft zu verdeutlichen.

In meiner zweiten hauptberuflichen Tätigkeit, die ich 13 Jahre lang ausgeübt habe, war ich Farbdesignerin einer internationalen Modemarke, ebenfalls in New York. Hierbei habe ich Farbpaletten für Damenoberbekleidung designt, meine Arbeit umfasste aber auch die Recherche von Modetrends und Trendfarben. Dafür muss man sowohl ein gutes Auge als auch Phantasie mitbringen. Meine Aufgabe war es zu erkennen, warum ein bestimmter Stil, eine bestimmte Farbe in Zukunft Mode sein würden. Solche Trends nehmen immer auf der Straße ihren Anfang, die Menschen auf der Straße „diktieren“ sie. Mode nimmt bestimmte Stimmungen in Politik und Gesellschaft auf. Das, was die Menschen gerade beschäftigt, schlägt sich auch in der Wahl und der Farbe ihrer Kleidung nieder.

Täglich musste ich mir in meinem Job Gedanken über Hauttöne und Stoffe und die Kleider- und Farbwahl von Kundinnen unterschiedlicher Hauttypen machen. Mein Denken ging aber noch weiter. So stellte ich fest, dass hautfarbene Stoffe vor etwa acht Jahren in Mode kamen – ein Trend, der bis heute ungebrochen anhält. Ich vermutete, dass ein zunehmendes Bewusstsein über ethnische Vielfalt und Diversität in der westlichen Welt und die Diskussion darüber Hautfarben in Mode und Kosmetik in den Vordergrund brachten. Darüber hinaus bin ich nach wie vor davon fasziniert, wie unterschiedlich diese Hautfarben an einer Trägerin wirken, je nachdem, welche genetische Disposition oder Pigmentierung sie aufweist.

Ich lebe im multiethnischen New York und bin nun Gast in Berlin, einer Stadt mit einer nicht weniger großen Vielfalt an Ethnien und Hautfarben. Während ich immer wieder durch die Straßen des Bezirks Lichtenberg lief, machte ich mir gedanklich Notizen über die unterschiedlichen Hautfarben der Menschen, die mir dort begegneten. Im Studio entschied ich dann, diese Farben einzeln zu malen. Dann gestaltete ich 25 Arbeiten auf Papier, die jeweils die Farben aufnehmen, die ich, wirklich oder imaginiert, gesehen hatte.

Diese Arbeiten sollen an verschiedenen Orten in Lichtenberg gezeigt werden. Der öffentliche Raum bildet dabei den Rahmen, um mit den Menschen des Bezirks in einen Dialog zu treten.

Die Hautfarben, die ich gemalt habe, spiegeln die Oberfläche. Sie zeigen die Vielfalt der Farben unseres Äußeren. Die Farben jedoch, die darunter liegen, die Farben des Körperinneren, der Organe, der Knochen und des Blutes, sind bei allen Menschen gleich.

Translated from English into German by Dr. Nicole Nottelman, Berlin



Februar, 2020