Annamaria Balov

„Bemal mich!“

Als ich am ersten Tag des Lichtenberg Projektes die Gegend erkundete, stieß ich auf einen riesigen Gebäudekomplex in der Alt-Friedrichsfelde. Es war ein Plattenbau, wie viele weitere Plattenbauten in der Gegend, doch war er die Perle der Straße. Die Fassadenbemalung von der französischen Künstlergruppe “CitéCréation” machte die Gegend um einiges freundlicher. Einige Bilder zeigten Ehepaare, die am Fenster standen und Vögel beobachteten, einen Rocker, der vor dem Fenster Gitarre spielte, Bäume umrandeten die Balkone des Gebäudes. Der Bau wirkt stolz. Er illustriert die Individualität und unterstützt das Selbstbewusstsein der Menschen, die darin leben.
Mir ist das Stigma von Platten bewusst. Ich lebe selber in einer und fühle mich oft dazu gedrängt, mich dafür rechtfertigen zu müssen, warum ich gerade da wohnen wollen würde.
Die Wohnungen sind schlecht isoliert, sagt man, die Gebäude sind billig gebaut, sie sehen nicht hübsch aus, kommen von manchen Leuten die Kommentare. Viele lassen außer Acht, dass die Wohnungen leicht zu pflegen und effizient sind und dass die Gebäude Wohnräume schaffen, vor allem in einer Stadt wie Berlin. Das brachte mich auf die Idee selber eine kleine Platte aus Pappe zu bauen, die ich in der Parkanlage am Münsterlandplatz aufstellte. Zusammen mit bunten Stiften und der Aufforderung “Bemal mich!” ließ ich mein Gebäude zurück und als ich wiederkam war ich positiv überrascht, dass die Leute doch daran Freude gefunden haben.

Februar, 2019