Ciara Phillips
Ciara Phillips hat sich für die Ausstellung in Lichtenberg dem Körper und insbesondere der Kleidung als Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzung und als Ort der Bedeutung zugewendet. Nähen ist für Phillips eine seit langem parallel zu ihren grafischen Druckarbeiten realisierte künstlerische Praxis.
Bedruckte Textilien sind oft Teil ihrer komplexen Rauminstallationen. Phillips erforscht die unzähligen Arten, in denen sich Druckerzeugnisse mit unserem täglichen Leben überschneiden, sei es durch Medien, Werbung, Banknoten oder Kleidung. Überall wirken Druckerzeugnisse als wichtiger Validator und Signifikant. Ein besonderes Augenmerk legt Phillips auf die Frage, wie Druckerzeugnisse von Frauen als Schlüssel der Bewusstseinsbildung genutzt werden. Ein beispielhafter Moment dafür war das Treffen der britischen Modedesignerin Katherine Hamnett mit der damaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher im Jahr 1984. Hamnett nutzte diesen öffentlichen Augenblick, um schnell eine politische Erklärung – „58% Don’t Want Pershing“ – auf ihrem Sweatshirt zu präsentieren. Hamnett griff damit die gesellschaftliche Bewegung gegen die geplante Stationierung neuer atomarer US-Pershing-Raketen in Großbritannien auf und verschaffte ihr auf subversive und unerwartete Weise eine grosse mediale Öffentlichkeit. Einige von Phillips‘ selbst produzierten und bedruckten T-Shirts, wie z.B. „Immigrant with a vote“ und „Taxpayer with no vote“, nehmen visuell Bezug auf Hamnetts Sweatshirt und reagieren damit direkt auf den aktuellen Diskurs um Fragen der Migration, sozialer Teilhabe oder wer bei Wahlen in Großbritannien wahlberechtigt ist bzw. eben nicht. Bei den Voruntersuchungen zu der Ausstellung bei after the butcher stieß Phillips auf ein Foto von zwei (bzw. vier) Frauen, die in den 1920er Jahren in Berlin zu lebendigen und wandelnden Werbetafeln des Schöneberger Varieté Theaters Scala wurden. Phillips arbeitete 4 Wochen im Rahmen einer Residency in den Lichtenberg Studios und entwickelte neue Arbeiten für diese Ausstellung, die sich u.a. auf die Jahrhunderte alte Geschichte der Textil- und Bekleidungsherstellung in Lichtenberg selbst bezieht.