Sanskriti Bist

Als ich mit dem Kochen begann, kochte ich nur für mich selbst. Ich war 21 Jahre alt, und meine Mahlzeiten waren einfach -‒ Reis, Linsen, ‒ Rezepte, die mir meine Mutter beigebracht hatte. Für sich selbst zu kochen ist ein Akt der Selbstliebe. Aber im Laufe der Jahre merkte ich, dass das gemeinsame Essen mit anderen mir half, Freundschaften zu schließen, eine Brücke zwischen den Kulturen zu schlagen und ein Gefühl von Gemeinschaft zu vermitteln, das ich vorher nicht kannte. Der Akt des gemeinsamen Essens bringt Menschen zusammen.

Ich bin als Nomadin aufgewachsen. Küchen sind für mich ein Ort der Zuflucht, der Identitätsfindung und der Verbundenheit über verschiedene kulturelle Spektren hinweg. In Küchen interagiere ich mit Menschen, die ich sonst nie treffen würde. In Lichtenberg war der Kühlschrank mit Kapern, Senf, Bier und Essiggurken bestückt ‒ eine Kombination von Zutaten, die ich in meinem Kühlschrank in Indien wahrscheinlich nie sehen würde. Ich hatte keine Freunde in Berlin. Und doch kam mir diese fremde Küche vertraut vor. Die Pfannen, Zwiebeln und der Knoblauch ähnelten denen, die ich auch zu Hause finden würde. Berlin ist riesig und komplex, eine Stadt mit vielen Schichten, die mir zu kompliziert erschienen, um sie zu entschlüsseln. Ich wollte die Kluft zwischen mir und der Stadt durch das Essen überbrücken. Ich wollte die Menschen verstehen, woher sie kommen, was sie tun, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ihre Geschichte und was ihre Identität ausmacht. Dieses Projekt war für mich etwas zutiefst Persönliches und ein Tor zum Verständnis der Feinheiten der Menschen in Berlin.

Ich war in verschiedenen Teilen der Stadt unterwegs und fand so viel Liebe und Wärme in schönen Berliner Häusern. Peter und seine reizende Tochter Heidi kochten Kartoffeln für mich, während sie über ihre Sommerurlaubspläne sprachen, mich auf dem Laufenden hielten und mir erklärten, wie heiß der Sommer in Berlin ist. Michael lud mich in sein Haus in Lichtenberg ein, das früher eine Stuhlfabrik war. Während er Kartoffelpuffer briet, erzählte er von seiner Musikkarriere und wie er erst nach der Pandemie mit dem Kochen angefangen hat. Suzanne und ihr Mann Heiko luden mich zu einem wunderbaren Essen mit ihren Kindern ein, bei dem sie mir Auberginen zubereiteten und mir erzählten, wie sie sich an der Universität kennengelernt hatten. Sie zogen nach Berlin, um ein besseres Leben zu führen, und haben jetzt eine kleine Hütte, in der sie Wachteln halten und jeden Tag frische Eier essen. Silke erzählte ihre Lebensgeschichte, wie sie vor dem Mauerbau aus Ostdeutschland geflohen und in West-Berlin gelandet war, um sich ein erfolgreiches Leben als Künstlerin aufzubauen. Sie hatte ein Kochbuch, in dem sie alle Rezepte ihrer Großmutter aufbewahrte, um sich an sie und ihre Kindheit zu erinnern. Thomas und seine Frau kochten mir ein wunderbares Essen mit Gurken und Schweinefleisch und erzählten mir, dass sie ihr ganzes Leben im Osten gelebt hatten. Als die Mauer fiel, packten sie alles in ihre Autos und fuhren für eine Woche in den Westen, um ihre Verwandten zu treffen.

Dies sind nur einige der vielen Geschichten, die ich gesammelt habe. Ich kam den Bewohnern dieser wunderschönen Stadt sehr nahe, da sie mich immer wieder fütterten und einen Teil ihres Lebens mit mir teilten. Dieses Projekt hat mir die Gastfreundschaft von Fremden durch gemeinsame Mahlzeiten gezeigt und eröffnete mir eine reiche Kultur in Berlin, die mir entgangen wäre, wenn ich mich ausschließlich selbst versorgt hätte. Dieses Projekt hat mich darin bestärkt, dass Essen keine Grenzen kennt und dass es immer Menschen zusammenbringen kann. Es ist wirklich eine universelle Sprache des Miteinanders.

Dezember, 2023